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Alaska,
Verhalten im Bärenland [zurück]
In
Alaska leben ca. 50.000 Schwarz- und ebenso viele Grizzlybären.
Bei einer solch großen Population kommt es bei längeren
Wildnisaufenthalten fast zwangsläufig zu Begegnungen mit Bären.
Und was dann? Über die Gefährlichkeit von Bären ist
viel geschrieben worden, und in einem Punkt sind sich alle Experten
einig: Bären sind unberechenbar. Das Verhalten eines Bären
lässt sich nur bedingt voraussagen und hängt von vielen
Faktoren ab. Wie weit ist man entfernt? Sind Junge dabei? Wie verhält
man sich selbst? So gesehen sind Bären wie Menschen: Nicht
alle reagieren gleich in einer ähnlichen Lage. Um es gar nicht
erst zu kritischen Situationen kommen zu lassen, sollte man folgende
Regeln beachten:
Plötzliche
Begegnungen vermeiden. Die meisten Angriffe geschehen, wenn ein
Bär überrascht wird. Deshalb wenn möglich im offenen
Gelände marschieren und dichtes Buschwerk meiden. Falls das
unvermeidlich ist, Geräusche machen, in die Hände klatschen,
laut sprechen oder singen. Aufmerksam sein, auf Spuren von Bären
achten. Prankenabdrücke oder angefressene Lachse können
ein Zeichen von Bären in der Nähe sein.
Den
Zeltplatz sorgfältig wählen. Nicht auf Pfaden oder Wildwechseln
zelten. Nicht an Bächen zelten, in denen Lachse laichen. Sogenannte
berry patches, Tundragebiete mit großen Beerenbeständen,
meiden. Bären verteidigen ihr Fressen oft aggressiv. Mindestens
50 Meter vom Zelt entfernt kochen. Den Proviant wenn möglich
mindestens in 4 Metern Höhe mit einem Seil in die Bäume
hängen. Falls keine Bäume in der Nähe sind, dann
den Proviant entweder in bärensicheren Containern oder wenigstens
in wasser- und luftdichten Säcken aufbewahren und über
Nacht in mindestens 100 Metern Entfernung vom Zelt vergraben. Keine
stark riechenden Lebensmittel wie Salami oder Schinken mitführen.
Falls man unterwegs einen Fisch fängt, nicht direkt im Boot
transportieren, sondern in einem wasserdichten, gut verschlossenen
Sack im Boot mitnehmen oder den Fisch an einer starken Leine hinter
dem Boot herziehen. Sonst riecht das Boot nach Fisch, was auf kurz
oder lang Bären anlocken dürfte. Den Fisch vom Zelt entfernt
ausnehmen, die Innereien nicht einfach am Ufer liegen lassen, sondern
weit hinaus in den Fluss werfen. Nicht das Messer an der Hose abwischen!
Kochgeschirr immer sauber halten! Anfallenden Müll verbrennen
und die Reste einpacken.
Zahncreme,
Seife, kurzum alles, was irgendwie angenehm riecht, muss wie Proviant
behandelt werden und hat nichts im Zelt zu suchen. Zum eigenen Schutz
kann man Bärspray, einen Pfefferextrakt (Capsaicin), in einer
Sprühdose mitführen. Bärspray kann in Anchorage oder
Fairbanks erworben werden und ist ein wirksamer Schutz gegen Bären.
Auch die alaskanischen Parkranger verwenden es. Lässt man sich
zum Fluss mit einem Wasserflugzeug ausfliegen, unbedingt den Piloten
über das Bärspray informieren. Eine im Cockpit leckgeschlagene
Bärspraydose kann fatale Folgen haben und einen Absturz verursachen.
Zur Sicherheit wird die Bärspraydose deshalb in einem der beiden
Schwimmer transportiert. Ein großkalibriges Gewehr sollte
man nur mitführen, wenn man damit auch sicher umgehen kann.
Wenn Sie einen Bären sehen und fotografieren möchten,
verwenden Sie immer lange Brennweiten und gehen Sie nie direkt auf
das Tier zu, um es formatfüllend aufzunehmen. Es sind schon
einige Fotografen vom ihrem Motiv getötet worden.
Im Fall
einer direkten Begegnung: Sprechen Sie mit dem Bären, zeigen
Sie ihm, dass Sie ein Mensch sind. Schreien Sie nicht, laufen Sie
nicht davon. Das kann den Jagdinstinkt auslösen. Im übrigen
können Sie einem Bären ohnehin nicht davonlaufen, Bären
sind schnell wie Rennpferde! In den Vororten von Anchorage kam es
bereits vor, dass Jogger von Bären als flüchtende Beute
missverstanden wurden, mit fatalen Folgen. Machen Sie sich größer
als Sie sind. Heben Sie die Arme und winken Sie. Wenn Sie zu zweit
oder in einer Gruppe sind, stellen Sie sich zusammen. Bären greifen
selten Ziele an, die größer erscheinen als sie selbst.
In einer Gruppe sind Sie sicherer. Eine Studie hat gezeigt, dass in
89% aller Bärenunfälle Nordamerikas, Einzelpersonen verwickelt
waren. In 8% der Fälle waren es Zweiergruppen und nur in 3% aller
Fälle drei Personen. Es ist in Nordamerika kein einziger Fall
bekannt, dass eine Gruppe mit vier oder mehr Personen angegriffen
und verletzt wurde. Wenn Sie im Wald sind, können Sie auf einen
Baum klettern. Aber beachten Sie: Schwarzbären und junge Grizzlies
können ebenfalls klettern! Bäume helfen also nur bei ausgewachsenen
Grizzlies, die können nämlich nicht mehr klettern! Falls
es hart auf hart kommt, stellen Sie sich tot. Lassen Sie sich auf
den Boden fallen, legen Sie sich flach auf den Bauch oder rollen Sie
sich zur Kugel. Falls Sie einen Rucksack tragen, behalten Sie ihn
an. Legen Sie die Hände zum Schutz in den Nacken. Bleiben Sie
passiv, bewegen Sie sich nicht. Wenn sich der Bär nicht mehr
bedroht fühlt, lässt er normalerweise von Ihnen ab. In extrem
seltenen Fällen, und meist nur bei Angriffen durch Schwarzbären,
kann ein Bär Sie als Beute betrachten. Wenn Sie merken, dass
der Schwarzbär nicht von Ihnen ablässt und versucht Sie
zu fressen, dann kämpfen Sie mit allen Mitteln. Boxen und treten
Sie, versuchen Sie, ihm mit den Fingern die Augen auszustechen, oder
braten Sie ihm mit einem Knüppel oder Axt einen über. Schwarzbären
lassen sich oft durch entschlossene Gegenwehr vertreiben. Wahrscheinlich
aber werden Sie aus einer solchen Situation nur mit erheblichen Verletzungen
davonkommen, aber Sie haben immerhin eine Chance. Eine ausgezeichnete
Quelle zur weiteren Vertiefung über das Verhalten von Bären
ist das Buch von Stephen Herrero: Bären - Jäger und
Gejagte in Amerikas Wildnis.
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