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Einsames Camp nahe des Skarvsvatnet


Norwegen, Hardangervidda im Winter, Seite 3 von 3 [zurück] [1][2][3]

Schon Abends fällt das Thermometer auf -28°C, und aus offenen Stellen am Langevatnet-Zufluß steigt Dampf auf. Am nächsten Morgen erreichen wir mit -32°C den Kältetiefpunkt der Tour. Diesmal hängen besonders lange "Frostfäden" vom Zeltinneren herab, und in der gesamten Kuppel glitzert unser gefrorener Atem. So schön das aussieht, so unangenehm ist dies in unserem kleinen Igluzelt, das mit 2 Personen, dicken Schlafsäcken und dicker Kleidung randvoll gestopft ist: Bei jeder Drehung nachts stößt man an die Zeltwand, und unweigerlich rieselt ein feiner Schneeschauer auf einen herab, natürlich auch ins Gesicht. Auch eine volle Blase, die nachts ihren Tribut fordert, ist kein wirkliches Vergnügen - selbst die Chance auf Polarlichter locken uns, einmal eingemummelt in den Schlafsack, nicht aus dem Zelt.

Der nächste Tag beginnt mit einer leichten, aber sich über Kilometer hinziehenden Steigung; dann stapfen wir einen sanften Hang hinab. Mit einem unheimlichen "Wusch!" hören wir immer wieder Schneebretter unter unseren Schneeschuhen absacken. Das Vorwärtskommen ist heute anstrengend; wir sinken über weite Strecken bei jedem Schritt, trotz Schneeschuhe handtief ein. Bei klarem Himmel schlagen wir unser Nachtlager am Fuß der 1260m hohen Ulvelinuten-Bergkette auf. Am nächsten Tag wollen wir hier ein Iglu bauen, deshalb verdichten wir abends mit unseren Schneeschuhen den Schnee nicht nur dort, wo Zelt und Küche stehen werden. Der nächste Morgen begrüßt uns trübe und mit warmen -12°C. Doch während wir uns an die Arbeit des Iglubauens machen, setzen sich bald blauer Himmel und prächtiges Bauwetter durch, ideal, um endlich das Eis vollends aus unseren Schlafsäcken herauszubekommen. Der Schnee ist zum Iglubauen nicht optimal; teils besteht er aus sehr groben Kristallen und bröselt. Dennoch sind wir nach 6 Stunden Bauzeit auf unsere weiße Halbkugel mit einem Innendurchmesser von 2,60m stolz. Ausgang und Vorraum haben wir tief ausgeschachtet; der Schlafbereich (=normale Bodenhöhe) ist dadurch erhöht. Auf eine Aluplane breiten wir unsere Isomatten und darauf die Schlafsäcke. Es wird eine luxuriöse Nacht: Eine in die Igluwand gerammte Schneesäge hält unsere Benzinlaterne, wir haben viel Platz, und kein Schnee rieselt nachts ins Gesicht, wenn wir uns bewegen. Auch das Ausschauhalten nach Polarlichtern ist im Iglu viel bequemer: Wir sägen einfach da, wo sich das Kopfende unseres Schlafsacks befindet, mit der Schneesäge ein kleines Loch in die Wand. Zeigen will sich diese Nacht leider keines.

Entlang des Südufers des Skarsvatnet-Sees ziehen wir am nächsten Morgen weiter. Eispressungen heben sich fast meterhoch wie Pickel empor. Ein alter Bootsschuppen von Bakkebu ist von Schneehasen heimgesucht; viele Spuren führen hinein und hinaus. Wir kommen nur langsam voran; zu tief sinken wir bei jedem Schritt in den Schnee ein. Später nähern sich von Osten zwei Punkte; es sind zwei Deutsche, ebenfalls mit Pulkas unterwegs. Dann geht es kilometerlang sanft bergab, und wir verbringen die letzte Nacht draußen in schütteren Birkenwäldchen. Am nächsten Morgen ziehen wir bei Sonnenschein weiter Richtung Solheimstuten in der Hoffnung, von dort aus zurück zu unserem Auto zu gelangen. Wir haben Glück: bei den ersten Häusern treffen wir eine Gruppe Langlauf-Skiläufer - wieder Deutsche, aus Norddeutschland. Sie haben ein großes Haus im Jönndalen gemietet, von dem aus wir uns gern ein Taxi rufen und auch Duschen dürfen. Wir freuen uns über das Angebot und ziehen unsere Pulkas auf den nächsten fünf Kilometern auf der Straße bis wir das Haus erreichen.
Als einziges Säugetier der Tour sehen wir einen großen Schneehasen, der vor uns aus seiner Deckung flieht. Im Haus werden wir freundlich aufgenommen. Tee wird uns angeboten und auch der hervorragende Geitost; ein karamelisierter, leicht süßlicher norwegischer Ziegenkäse. Aufgrund seiner hellbraunen, wenig appetitlichen Farbe habe ich ihn bislang auf den Frühstückbuffets verschmät - ein grober Fehler.
Nach einer Dreiviertelstunde verfrachten wir unsere Schlitten und Rucksäcke in ein Großraumtaxi und klettern hinterher. Wir entschuldigen uns vorab für unseren möglicherweise nicht ganz angenehmen Körperduft und setzen uns deshalb auch nach hinten. Eine knappe Stunde Fahrt (40km), und wir sind wieder bei unserem Wagen, der weder eingeschneit noch eingefroren ist. Auf der Fahrt nach Oslo haben wir das Glück, dicht an der Straße einen Elch zu sehen. In der Hauptstadt besuchen wir am nächsten Tag bei leichten Minusgraden und Schneefall das Museum mit Fridtjof Nansen's "Fram" - und frieren zum ersten Mal seit Tagen erbärmlich: Während eineinhalb Stunden schmilzt im Museum der Schnee auf Walter's Schuhen nicht - und wir sind leider nur noch "normal" angezogen.

Iglubau: Die Rampe wird vorbereitet
Sigi schleppt die Steine heran
Und dann mauern wir uns langsam ein...
Nur ein paar Reihen fehlen noch.....
Richtig gemütlich ist es im Iglu
Die Nacht kann kommen....
Nur morgens war es etwas frisch draußen...
Rast auf dem Skarvsvatnet