|
Mit dem Kanu auf dem Inarisee, Seite 2 von 4 [zurück][weiter][1][2][3][4]
Nur
1km von Ukko entfernt liegt Hautuumaasaari, die Friedhofsinsel. Sie
verfügt als einzige Insel über gelben Sandstrand, und auch
sonst scheint der Boden hier nicht felsig, sondern grabbar zu sein.
Aus diesem Grund bestattete Inari hier bis Anfang des 20. Jahrhunderts
seine Toten. Still balancierten wir zwischen erahnbaren Grabstellen,
einigen Eisenkreuzen und stark verwitterten oder beschädigten
Holzkreuzen durch den lichten Uferwald.
In
den nächsten vier Tagen zogen wir erst Kurs ONO, später
in NNO durch das Insellabyrinth. Jeden Tag brannte die Sonne so
gnadenlos, dass wir abends sehr genau darauf achteten unser Zelt
so zu den Bäumen zu stellen, dass es morgens im Schatten stand.
Auch
am dritten Tag war der See meist spiegelglatt. Nur selten bot sich
ein freier Blick in den nördöstlichen Arm des Inarijärvi,
bei dem das Wasser dann bis zum Horizont reichte. Meist lagen zahllose
märchenhafte Inseln und Inselchen im Blickfeld. Unser Lager
schlugen wir auf Koutukinsaari auf, die über einen "Binnensee"
verfügt. Dort lauerten im metertiefen, klar-braunen Wasser
Hechte unter den gelben Teichrosen, und ich fing schließlich
einen fürs Abendessen. Sigi wunderte sich über seinen
dicken Bauch und holte beim Ausnehmen einen weiteren Artgenossen
aus seiner Speiseröhre. Bei Windstille und leichter Bewölkung
saßen wir am Lagerfeuer und genossen die goldene Mitternachtdämmerung.
Am
nächsten Morgen kam Wind auf. Wir hatten eine lange Traverse
zu einer Inselgruppe in NNO geplant. Sollten wir es wagen? Plötzliche
Wellen haben auf dem See schon manchem Bootsfahrer das Leben gekostet.
Wir entschieden schließlich zu paddeln, allerdings hangelten
wir uns ufernah entlang einer Inselkette bis zu deren Spitze. Der
Kanadier schaukelte dennoch gehörig. Wir pausierten auf Lyovissaari,
deren lichter Waldboden mit riesigen Ameisenhaufen übersät
war.
Später im Lager nahm der Wind weiter zu, die Wolken zogen aus
Südwest heran, doch der Wind blies aus Nordost - eine meist
unheilvolle Kombination.
Am
nächsten trüben Morgen herrschte Regen und Wind. Die Müdigkeit
saß uns noch tief in den Knochen und so entschlossen wir uns,
zu bleiben. Gegen Mittag kletterte das Thermometer immerhin auf
9°C.
Wind, Kälte und Wolken auch am nächsten Morgen. Aber wir
wollten los. Kaum hinausgepaddelt aufs freie Wasser, mussten wir
kämpfen: Die Wellen schlugen fast ins Boot. Nach insgesamt
15 schweren Kilometern erreichten wir abends unsere kleine Lagerinsel
nahe Pisteriniemi.
Den
Nordostzipfel des Inarisees erreichten wir am siebten, regnerischen
Paddeltag. Wenigstens der Wind hatte nachgelassen. Gegen Mittag
trafen wir drei Finnen, offenbar Vater und Sohn mit ihrem Guide.
Sie kamen von Norden und berichteten von zwei Portagen. Wir allerdings
wollten nur die eine bei Suolistaipale nehmen, die den Inari- mit
dem Suolisjärvi verbindet. Um vier schlugen wir - erstmals
am Festland - unser Lager auf. Bald wärmte uns ein ordentliches
Feuer, und unter dem Tarp ließ sich bei Bannok prima diskutieren,
warum der Rauch des Lagerfeuers immer in unsere Richtung unter die
Plane zieht ...
|