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Mit dem Kanu auf dem Inarisee, Seite 4 von 4 [zurück][1][2][3][4]
Bis abends regnete es am folgenden Tag durchgehend. Dafür kam
er uns aber mit Windstille und später mit leichtem Rückenwind
entgegen. Ein paar Motorboote brausten in der Ferne vorbei - die Zivilisation
rückte wieder näher. Die Fischer waren freundlich; stets
hoben sie grüßend die Hand. Nach 17km fanden wir an der
Landspitze zu einer Bucht unseren Lagerplatz und wärmten uns
bald mit Bratkartoffeln und Steckerlfisch - ich hatte unterwegs wieder
zwei Äschen gefangen. Der federnde Waldboden war - wie so oft
- durchzogen von schmalen Trampelpfaden der Rentiere, und Sigi fand
bei ihrem obligatorischen Inselrundgang unsere vierte Rentierstange.
Abends klarte es auf und die Sonne verwöhnte uns mit ein paar
Strahlen, doch in der kühlen Luft konnten wir unseren Atem sehen.
Mit
leichtem Rückenwind, bei kühlen Mittagstemperaturen von
14°C und unter einem Sonne-Wolken-Mix zogen wir weiter etwa
entlang des Südufers des Inarisees. Als wir eine Gruppe kleiner
Felsinseln passieren, stürzten sich schreiend Küstenseeschwalben
auf uns. Aha - Nester! Ich inspizierte die Hauptinsel, mein Paddel
als Scheinziel über den Kopf haltend. Bis auf ein einziges,
recht großes Küken sahen wir jedoch keinen Nachwuchs.
Die Altvögel attakierten mich jedoch weiter, und so legte ich
mich auf die Felsen, um wenigstens ein paar Fotos der besorgten
Eltern zu schießen.
Annähernd
gar krochen wir am nächsten Morgen aus dem Zelt - diese verflixte
Mitternachtssonne! Stunden später lag als erstes eine "unbekannte
Sehenswürdigkeit" mit Namen Kaikunuora auf unserem Kurs.
Wir erreichten den Steinmanderl-gekrönten Felsen und rätselten,
was es damit wohl auf sich hat. Auch zwei Fischer kannten die Bedeutung
des Felsens nicht.
Wir
paddelten zügig weiter, denn Gewitterwolken bauten sich schnell
auf und wir wollten wieder in Ufernähe sein, wenn sie losbrechen.
Gegen 17.00 erreichten wir schließlich die Eishöhlen-Insel
Korkia-Maura, die über einen Anlegesteg und eine komfortable
Campsite verfügt. Die Eishöhle selbst war trotz des etwa
150m langen, ockergelb marktierten Weges auf den letzten Metern
schwierig zu finden: Ein schmaler Felsspalt ist der Zugang zur Höhle.
Sofort schlug uns drinnen kalte Eisluft entgegen, und im Halbdunkel
erkannten wir nur mühsam die Leiter, die etwa 3m hinab auf
das Eis führt. Unten standen wir auf etwa 12 qm nassem, rutschigem
Permafrost-Eis - etwa 15m dick soll es sein! Früher sollen
hier Wilderer ihre Beute gelagert haben, und auch die Fischer nutzten
die Höhle als Kühlschrank für ihren Fang.
Unser Camp bauten wir auf der Insel gegenüber Korkia-Maura
auf. Wieder einmal stolperte ein verträumtes Rentier fast in
uns hinein, als wir ruhig im Lager saßen. Heute waren wir
unserem Ziel 20 km entgegengepaddelt.
Früh
waren wir auf, um nicht wieder in der Morgensonne gekocht zu werden.
Ein Gewitter schien sich an unserem vorletzten Tag aufzubauen. Wir
legten uns ins Zeug, um noch etwas Strecke zu machen, als binnen
weniger Minuten kräftiger Wind aufkam und die Wellen immer
höher schlugen - vorher war das Wasser spiegelglatt! Glücklicherweise
war rettendes Ufer nah, und bald hockten wir in Wind und Regen unter
unserem Tarp und beschlossen nach einer Stunde, für heute hierzubleiben.
Der Wind nahm zu, und wir waren froh über unsere Entscheidung.
Am
letzten Tag weckte uns wieder einmal strahlender Sonnenschein mit
Windstille, doch zum Frühstück zogen bereits wieder erste
Wolken auf, und unterwegs wehte später kräftiger Gegenwind
aus Westen. Nach 195 Paddelkilometern erreichten wir wieder unseren
Ausgangspunkt.
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